Nach Bekanntwerden der Pläne für das Musicalprojekt “Phantom der Oper” im Schanzenviertel gründet sich eine Stadtteilinitiative dagegen.
Im Februar zieht 1000 Töpfe aus, das Gebäude wird kurzfristig inspiziert. Im April folgt der Abriß des Kristallpalastes und im Juni findet die erste Besetzung des Bauplatzes statt. Im August entscheiden die Investoren sich zurückzuziehen.
Im Juli wird der Flora e.V. gegründet und im September werden Gelder und ein 6 Wochen geltender Vertrag erhandelt, um in der Ruine des Flora Theaters 2 Räume herzurichten und das erarbeitete Stadtteilkulturkonzept vorzustellen. Nach Ablauf des Vertrages wird die Flora am 1.11.89 für besetzt erklärt. Der Bezirksamtsleiter verzichtet aus unerklärlichen Gründen auf eine Räumung. Parallel zur Besetzung Gründet sich die STEG (Stadtentwicklungsbehörde) in dem Auftrag alles und jeden zu integrieren und zu befrieden.
Phantomenale Aktionstage gegen die Premiere des “Phantoms der Oper”
Verfassungsschützer Chef Lochte kündigt Räumung an.
HSV Hools greifen die Flora an und hatten Pech
Der Senat beschließt den Bau von 114 Sozialwohnungen hinter der Flora (41 wurden gebaut).
STEG versucht Kontaktaufnahme – Eine Gesprächsbereitschaft mit den politischen EntscheidungsträgerInnen wird nicht ausgeschlossen.
Christa Manz aus dem Flora Plenum wird als LKA-Spitzel enttarnt
Bezirksamtsleiter Strenge verkündet, daß “..es unstrittig ist, daß ein Stadtteilzentrum (in der Ruine) errichtet werden soll.”
Tonnen von Erde und Sand werden verteilt, ganze Wälder gepflanzt. Im Juli wird der Park von einem Großaufgebot der Polizei geräumt und zerstört. Es folgen Demos mit 2000 Menschen. Der BGS muß die Baustelle 24h am Tag bewachen, trotzdem fällt der betonierte Bauzaun zweimal um. 6.000DM Entschädigung werden vom Bezirk für die zerstörten Bäume des Parks bezahlt.
An einem neuen Florakonzept wird gearbeitet. Forderung nach Sanierungsgeldern ohne Bedingung zur Wiederherstellung des Zustandes vor den Abrissarbeiten`88 ist unstrittig.
Der Hafen plant ein Solifest (“Viva St.Pauli) am Millerntorstadion. Die Flora lehnt die Unterstützung ab, weil sie die Veranstaltung überdimensioniert und reformistisch findet, außerdem werden mehr Verkehr und Touristen herangezogen.
Rote-Flora-Rückwand entsteht, große Bau-Aktion
Festlegung des Sanierungsgebietes rund um die Flora. STEG stellt ihr FLORA-Gutachten vor
Das Archiv der Sozialen Bewegungen entscheidet sich, in die Flora zu gehen
Verhandlungen mit Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller (SPD). Die Gespräche scheitern im Dezember
Im Laufe des Jahres erscheint erstmalig die Flora-Zeitung ‚Zeck’
Die Bezirksversammlung legt sich im Januar auf Flora e.V. als Träger für Stadtteilkultur fest. Am 27.1. teilt Müller mit, dass ihr Architekt die Anbauvarianten durchrechnet. Die Verhandlungen bleiben hier stecken, da Traute Müller aufgrund einer StaSi-Verwicklung ihres Mannes zurücktritt.
Die STEG stellt den letzten Teil ihrer Voruntersuchung für das Sanierungsgebiet vor: Nutzung der Flora für Gemeinbedarf / Stadtteilkultur.
Nach einem Jahr Diskussion wird der Alkoholverkauf bei Veranstaltungen erlaubt. Fleischverkauf bleibt verboten.
Die “Radikale Scheiße Gruppe” wirft der Flora Ignoranz gegenüber Obdachlosen vor, die im Winter frieren und nicht in der Flora schlafen dürfen. Der Gruppe wird zugestanden, den Leoncavallo-Raum zu nutzen. Nach etwa 2 Wochen geben die Initiatoren das Projekt im Streit auf.
Nachdem die Hafenstraße nicht der Forderung der Flora und verschiedener Frauen/Lesbengruppen nachkommt, sich von einem ihrer Anwälte zu trennen, verhärtet sich der Bruch. Der Anwalt übernahm das Mandat für einen Vergewaltiger und Mörder.
Die Kabarett-Gruppe ‚Heiter bis Wolkig’ liefert in der Flora einen unsäglichen, sexistischen Auftritt ab, der zu monatelanger Diskussion und bundesweitem Boykott der Gruppe führt. Der St. Pauli-Fanladen, der ‚Übersteiger’ und die Gruppe Slime solidarisieren sich mit HbW. In Folge dessen wird der Fanladen mit Buttersäure und Plakaten attackiert. Die Auseinandersetzungen mit dem Fanladen haben zur Folge, dass in einigen Hamburger Szenekreisen die Flora als Hort stalinistischer ZK-Dogmatiker gesehen wird.
10.000 DM Clubprämie von der Kulturbehörde für ein außergewöhnliches Kulturprogramm im Jahre 1993.
Hakenkreuze und vier Molotowcocktails gegen die Volksküche der Flora. Zum Glück sind rechtzeitig Menschen zur Stelle, um zu löschen.
Eine gemischte Gruppe kappt im Darkroom einer schwul-lesbischen Party das Kabel des Videorekorders. Vorwurf: Es wurden schwule Pornos gezeigt. Die Flora wird der Schwulenfeindlichkeit bezichtigt.
Amnesty International erwähnt die ‚E-Schicht’ des Polizeireviers Lerchenstraße aufgrund zahlreicher Vorfälle im internationalen Folterbericht. Ermittlungsverfahren gegen ihre Mitglieder werden grundsätzlich eingestellt.
Streit wegen einer Elterngruppe, die in der Flora einen Raum, ggf. Dachaufstockung, zur Kinderbetreuung nutzen und dafür Leute gegen Lohn anstellen will. Die Gruppe gibt ihre Pläne auf, da in der Flora der Grundsatz gilt: “Keine bezahlte Arbeit”.
Die Bürgerschaft beschließt Senatsdrucksache zum Sanierungsgebiet: Sanierung ist wichtig, wegen der “Gefahr einer Verschärfung sozialer Konflikte”. Erstmals nimmt der Senat öffentlich zur Kenntnis, dass seit 1989 die Flora als Stadtteilkulturzentrum genutzt wird und dass hierfür ein Bedarf besteht.
Den schwersten Einbruch in der Geschichte der Flora war sicher der Brand vom 28. November 1995. Im Archiv der Sozialen Bewegungen war ein Feuer ausgebrochen, das das Dach vernichtete und den ersten Stock unbrauchbar machte. Der Grund ist bis heute nicht bekannt.
Als in der Nacht viele NutzerInnen vor dem Gebäude standen und fassungslos der Feuerwehr bei ihren Löscharbeiten zuschauten, schien das Ende unvermeidlich. Aber mit einer überraschenden Energie wurde sich noch am nächsten Abend dem Wiederaufbau gewidmet.
20.000 DM Clubprämie von der Kulturbehörde für ein außergewöhnliches Kulturprogramm im Jahre 1995.
Im Frühjahr 1996 geht der Wiederaufbau der Flora weiter. Im Februar wird der Vokü-Betrieb wieder aufgenommen und im März findet die erste Veranstaltung nach dem Brand statt. Ab Mai läuft wieder ein reguläres Programm.
Mit der Verdrängung der Drogenszene vom Hauptbahnhof ins Schanzenviertel beginnt im Stadtteil die Diskussion um die Drogenszene. Im Dezember 1997 gibt es eine Erklärung der Roten Flora zu Dogenhandel und -konsum.
FDP-Politiker Rainer Lettow fragt das Bezirksamt Altona, ob die Flora Steuern für ihre Vergnügungen zahlt. Listigerweise war er vorher in der Flora und erfuhr, daß es ein “Freiraum” sei. Eine neue Runde in der Gegenkampagne war eingeläutet.
Die Gruppe IZI erklärt die Flora für besetzt, um Platz für von der Abschiebung bedrohte Flüchtlinge zu schaffen und baut sich im ersten Stock Räume aus. Im Juni zieht sich IZI im Streit aus der Flora zurück
Die Drogenszene verlagert sich im Laufe des Jahres aufgrund stärker werdenden Drucks vom Schanzenpark ins Viertel und an die Flora.
Netterweise hatte er vorher das Frauenklo gekachelt.
April: Vermummte überfallen vor der Flora einen Streifenwagen und setzen ihn in Brand. Tage vorher war ein Ziviwagen angegriffen, beschädigt und seine Insassen schwer verängstigt worden.
November: Wieder Vermummte, wieder ein Streifenwagen, der Brandsatz zündet nicht.
Die Bullenkontrollen und Platzverweise um die Flora nehmen im Frühjahr ständig zu. Im April wird der 1997 unter der Vokü-Terrasse errichtete, provisorische Druckraum von den Bullen abgerissen und wieder errichtet. Im Sommer werden demonstrative Frühstücke gegen Razzien und Platzverweise vor der Flora veranstaltet.
Paper-Move: Das Archiv zieht wieder in die Flora zurück.
Das Plenum tritt wieder an die Stelle des Orgarats.
“Aktionstag gegen Rassismus, Sicherheitswahn und staatliche Drogenpolitik” bringt noch einmal die Frage der Vertreibungspolitik ins öffentliche Bewußtsein. Gegen diese Haltung gibt es auch erhebliche Vorbehalte aus dem Schanzenviertel.
Die Bildzeitung veröffentlicht Artikel: “Kaffee, Curry und Krawall-Videos”. Die Verleihung der “Roten Feder” (für solidarische Berichterstattung) durch Flora-Aktivisten scheitert an der Sturheit der RedakteurInnen.
Die längere Zeit auch in der Zeck geführte Diskussion um die richtige Nutzung des Seiteneinganges (“zweiter Druckraum”) wird faktisch entschieden: Die Tür wird vorgezogen, der wettergeschützte Raum entfällt.
Bezirksamt Altona bestimmt die Patriotische Gesellschaft als Vermittler zwischen Stadt und Flora.
Der Wunsch des Senats, die Flora zu legalisieren intensiviert die Diskussionen um Verträge und Verhandlungen.
In Folge einer Reclaim The Streets-Party gibt es vor der Flora Auseinandersetzungen mit der Polizei, Barrikaden und Kühlschränke brannten, und die Polizei versuchte, die Ansammlung immer wieder unter Knüppeleinsatz zu zersprengen. Dabei gab es mehrere Schwerverletzte. Nach einigem Hin und Her umstellte ein starkes Polizeiaufgebot die Flora und forderte die ca. 120 Eingeschlossenen auf, das Haus zu verlassen, zwecks Personalienaufnahme und gegebenenfalls Festnahme. Morgens um 7 Uhr entschlossen sich die Menschen in der Flora, herauszukommen, alle wurden in Gewahrsam genommen. Im Anschluss an die Ereignisse kommt es zu einer wochenlangen Pressehetze gegen die Flora. Die CDU fordert erneut die Räumung der Flora.
Das Bezirksamt Altona schickt der Flora den Entwurf eines Nutzungsvertrages.
Ole von Beust (Spitzenkandidat der CDU) gibt vor der Flora eine Pressekonferenz, er wurde mit Konfetti und Luftschlangen empfangen und frenetisch angefeuert. Wir hatten Spaß und sein Konzept der Eskalation ging nicht auf. 2 Std. später präsentierte die HH-Polizei ihren halben Fuhrpark vor der Flora, um ein Transpi mit der Aufschrift “OLE HALT´S MAUL. CDU-LEITKULTUR-RASSISTEN VERPISST EUCH!” zu beschlagnahmen.
Mit dem Positionspapier der Roten Flora zum Vertragsangebot werden weitere Verhandlungen abgelehnt und man beschliesst einfach weiter zu machen wie bisher.
Flora wird an Privatperson verkauft, bleibt aber weiterhin besetzt
Achidi John stirbt an den Folgen eines Brechmitteleinsatzes. Diese Folterpraxis wurde vom vorherigen Innensenator Olaf Scholz im Law-and-order Wahlkampf 2001 eingeführt. Trotz mehrerer Todesfälle wurde dieses menschenverachtende Verfahren erst Jahre später von höchsten Gerichten gestoppt.
Räumung des Bauwagenplatzes Bambule durch den Schill-Senat. In der Folge kommt es wochenlang zu Auseinandersetzungen auf der Strasse.
Grossdemo „Die Regierung stürzen – Gegen Rechtspopulismus, Ausgrenzung und Vertreibung! Den Widerstand in die City tragen…“ von der Schanze in die Innenstadt.
Plakatwand gegen Olympiabewerbung wird nachdem sie kaum einen Tag hängt von großem Bullenaufgebot mit schwarzer Farbe übermalt.
Das zweite Mal in der Flora-Geschichte Bullen im Haus, während der Vokü wird die Flora umstellt, alle sich im Haus Befindlichen verlassen kollektiv das Gebäude. Anschließend besichtigt der Einsatzleiter die dann menschenleere Flora.
Wie jedes Jahr seit 1988 findet das Schanzenfest statt, um erwartete unzumutbare städtische Auflagen zu vermeiden. Redebeitrag der Roten Flora auf dem Fest.
Zur Feier des Jubiläums gibt es einen längeren Text zur Entwicklung des Projekts, zu inneren und äusseren Widersprüche. Zentral dabei: was ist der politische Kern unserer “unverträglichen” Organisationsform.
Aber auch zu den Auseinandersetzungen mit Senat und Polizei, sowie zu den Konflikten im Viertel um Verteibung und Ausgrenzungspolitik, wird Stellung bezogen.
Um die Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm zu kriminalisieren konstruierte die Bundesanwaltschaft eine terroristische Vereinigung nach §129a. Es wurden bundesweit Privatwohnungen und Projekte durchsucht. Unter anderem die Rote Flora. Es wurden viele Türen zerstört und Computer, Kopierer und bergeweise Papier beschlagnahmt. Nach dem Gipfel hat der Bundesgerichtshof die Rechtswidrigkeit dieser Aktion festgestellt, alle Verfahren wurden eingestellt und so blieb nicht übrig bis auf den angerichteten Schaden. Pressemitteilung von damals.
Nach einem sexistischen Angriff vor der Flora wird auch ein helfender Besucher der Flora festgenommen, es kommt zur Auseinandersetzung mit den Bullen. Unter dem Vorwand daran Beteiligte festnehmen zu wollen wird die Flora umstellt und mit immensem Aufgebot inkl. BFE, Wasserwerfer und Hubschrauber gestürmt. Alle sich im Gebäude befindlichen Personen werden festgenommen, etliche Türen werden trotz vorhandener Schlüssel mutwillig von der Polizei zerstört und alle Räume durchsucht. Presseerklärung 1 & 2
Am 24.05.2009 wird auf Initiative des Boxclubs Hanseat Hamburg gemeinsam mit Angehörigen ein Stolperstein für Johann „Rukeli“ Trollmann vor dem Portal der Roten Flora verlegt. Zu der Erklärung.
Nachdem das Schanzenfest aufgrund der Allmachtsphantasien von Innensenator Ahlhaus nicht nicht wie geplant durchgeführt werden konnte, findet im September ein zweites statt.
Grosse Festspielwoche zum Erhalt der Roten Flora mit Veranstaltungen auf Kampnagel, im Gängeviertel, der altonaer Fabrik und mit einem Konzert von Jan Delay in der Roten Flora. Flankiert wurde diese Aktion von einem von hunderten Unterstützer_innen, Einrichtungen und Projekten unterzeichneten Aufruf.
Die Stadt kauft das Gebäude zurück, aus Kretschmer wird Lawaetz, sonst ändert sich nichts! Unsere Presseerklärung dazu.
Die verdeckte Ermittlerin Iris P. war von 2000 bis 2006 in der linken Szene aktiv. Neben der Roten Flora interessierte sie sich für den Radiosender FSK, Bauwagenplätze und die Queere Szene. Hier der Blog der Recherchegruppe.
Im August 2015 fand die bisher größte Sommerbaustelle der Roten Flora seit Besetzung des Hauses statt.
Die verdeckte Ermittlerin Maria B. war von 2008 bis 2012 in der linken Szene aktiv. Ihre Themen waren Antira und Antifa, in der Flora war sie nicht sehr aktiv. Hier der ausführliche Bericht.
Eine weitere verdeckte Ermittlerin wurde enttarnt, die von 2006 bis 2013 in der linken Szene aktiv war. Ihre Themen neben der Roten Flora: Antifa und Fußball. Hier der ausführliche Bericht des Rechercheteams.
Erstaufführung des Dokumentarfilms “Im inneren Kreis“. Dieser Beschäftigt sich mit den Auswirkungen und Hintergründen von verdeckt ermittelnden Polizisten in Hamburg und Heidelberg.