Am 07. Januar 2019 wurde in Amsterdam der Freiraum und Wagenplatz ADM geräumt. Trotz eines noch laufenden Gerichtsverfahrens zwischen den Nutzer*innen und dem Eigentümer wurde die Räumung von der Stadt Amsterdam angeordnet und durchgesetzt. Nachdem alle Bewohner*innen „entfernt“ worden waren, begannen die Bagger mit dem Abriss der Bauten und Hallen, die auf dem Gelände standen. Damit hat der Kampf zwischen der niederländischen Regierung und der Kraaker Bewegung einen traurigen Höhepunkt erreicht und reiht sich ein in die Angriffe auf selbstverwaltete Projekte, die in ganz Europa stattfinden.
Wir sind fassungslos und wütend, aber nicht überrascht über dieses rücksichtslose Vorgehen von Politik und Polizei!
Das ehemalige Werftgelände war seit 1997 besetzt und diente als Wohnort, Kunst-, Kultur- und Begegnungsstätte, Werkstatt und Experimentiermöglichkeiten eines selbstbestimmten Lebens jenseits gängiger gesellschaftlicher Vorstellungen. Alljährliches Glanzlicht war hier das ADM-Festival, wo gegen Spende Tausende von Besucher*innen Kunstinstallationen, Performances, neueste DIY-Erfindungen und verschiedenste Musik bestaunen und erleben konnten.
Die Räumung des ADM zu diesem Zeitpunkt fügt sich ein in die sich verschärfende Lebenssituationen in europäischen Großstätten. Diese Zustände sind politisch gewollt. Seit 2010 ist das Besetzen von Häusern auch in den Niederlanden verboten. Es ist kein Geheimnis, dass Amsterdam ein gravierendes Wohnungsproblem hat. Die dortige Wohnsituation zeichnet sich bereits seit Jahren vor allem durch überteuerte Mieten für kleinsten Wohnraum aus. Gleichzeitig wird dieser in Hostels, Standorte für Unternehmen und Industrie und Ferienwohnungen umgewandelt und alteingesessene Einwohner*innen an die Peripherie gedrängt. Die Folge dieser neo-liberalen, gewinnorientierten Wohnraumpolitik ist eine überfüllte Stadt, die sich nur noch die wenigsten leisten können.
Das nehmen wir so nicht hin. Solidarität mit den Bewohner*innen und Aktivist*innen von ADM. Wir wünschen euch viel Kraft und verliert nicht den Mut für ein selbstbestimmtes, besseres Leben einzustehen.
All diejenigen, die nicht bereit sind, sich dem Drang nach Standort-Aufwertung zu beugen, sind mehr denn je aufgefordert, sich diesem durch die Wiederaneignung des öffentlichen Raumes entgegenzustellen.
Wir werden weiterhin Widerstand leisten, wenn neo-liberale staatliche Politik, subkulturelle und widerständige politische Praxis im öffentlichen Raum bedroht. Wir nehmen das Recht auf Selbstbestimmung in die eigenen Hände.
Talk is over, Action is on!
Solidarität mit allen bedrohten emanzipatorische Projekten und ihren Nutzer*innen weltweit. Der öffentliche Raum gehört uns allen!
Rote Flora im Januar 2019